Tangoinpetto

10 Jahre Vagabundo… Startschritt einer einjährigen Geburtstagssause

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(VK) Es gibt so Abende, die unweigerlich auf einen Menschen zusteuern: der 18. Geburtstag zum Beispiel. Letztlich keine große Leistung, man lebt darauf zu, verspielt seine Jahre und plötzlich ist er da. Man weiß, dass er kommen wird und doch steht man plötzlich erstaunt vor der großen Zahl.

Das Vagabundo ist bedeutend jünger und noch längst nicht erwachsen. Und einem Jubiläum entgegenzufiebern, dafür wurde eigentlich kaum ein Gedanke verschwendet, da der Spieltrieb zu groß war. Doch plötzlich sind die Jahre vergangen und zurückblickend hat man um sich einen großen Haufen von Erinnerungen und Menschen, die dazu beigetragen haben, dass man beim Spielen wohl etwas die Zeit vergessen hat. Wie John Lennon es schon so abgedroschen erklärte: Life is what happens to you while you are busy making other plans.

Am 07.11.2006 (genau 10 Jahre vor Leonard Cohens Ableben) erblickte das Vagabundo noch namenlos und blauäugig, in Form der ersten Ahlener Tangoklasse, um 16.00 Uhr in der Schuhfabrik Ahlen das Licht der Welt. Das etwas rastlose Kind hatte viele Spielplätze zwischen Lütgendortmund, Hamm, Lipptsadt, Beckum und seit 2010 auch dem räselhaften Bielefeld. Diesem etwas unsteten Lebenswandel geschuldet, erhielt es quasi von außen den Spitznamen Vagabundo, der in Ermangelung von Alternativen irgendwann erhalten blieb. Was wäre passender?

Über die Jahre wurden der Freundeskreis und die Familie größer und nun konnten wir uns gemeinsam am 11.11.2016 an seinem Geburtsort, der Schuhfabrik Ahlen auf unserem ersten Jubiläum eine Nacht austoben. Im brechend vollen Saal tanzten Schüler der ersten Stunde mit Novizen der aktuellen Klassen gemeinsam auf die Musik des Laufstalls. Mit viel Liebe zum Detail und kreativer Leidenschaft schufen die Schüler selbst einen Abend, der genau das widerspiegelt, was den Tango ausmacht: Spaß und Hingabe an den Tanz und den Menschen!

Mit großem Staunen und wortlos steht man, nein Quatsch, stehe ICH am Ende eines solchen Abends. Es macht mich sehr glücklich und stolz, so viele begeisterte Menschen während der Wochen und Jahre um mich haben zu dürfen, die für den Tanz und sein gesamtes Umfeld ohne Attitüde brennen und die, nicht nur an diesem Abend aufzeigen, warum es sich lohnt, Jahr für Jahr gemeinsam neue Pläne zu schmieden.

Viele, viele haben dazu beigetragen, dass dieser Abend etwas unvergessliches bleiben wird. Allen voran Annelena Witthus, die sämtliche Planungen unermüdlich vorantrieb und für ihren Jubiläumsfilm Vagabunt quer durch die Landkarte fuhr, um Schüler und die tänzerischen Eltern Peter Hölters und Martina Schürmeyer in ihrem privaten Umfeld beim Tango festzuhalten; das Ergebnis: eine wunderschöne, liebevolle Collage (unten als Link zu sichten). Darüber hinaus einen Dank an die Schuhfabrik Ahlen selbst, den Teilnehmerkreis um Lara, Marco, Sascha, Sabrina, Helmut und Lea für ihre ständige Unterstützung bei Ideen und seien sie zu Anfang noch so kurios. Und nicht zuletzt, es bleiben 100 Schüler und Unterstützer von Hamm bis Bielefeld, ob tänzerisch, logistisch oder musisch, ohne die das Geburtstagskind keinen Grund gehabt hätte, zu feiern!

Wir freuen uns auf ein schönes Geburtsjahr, denn die Puste ist uns noch längst nicht ausgegangen und erwachsen, das werden wir dann vielleicht zum 20jährigen sein! Ätsch!

Tanzen wir weiter aus der Reihe, dort ist noch eine Menge Platz!

Es freut sich auf ein schönes 2017

Euer

Jörn

Und nun…Licht aus und Film ab…

Härzklopfen in Ahlen

12698851_995787580487035_1493912141_o Fotobearbeitung: A.W.

(VK)

Der März lässt Tangoherzen höher klopfen. Zum zweiten locken Schuhfabrik Ahlen und Tango Vagabundo Tangoinpetto zu sich ins Haus. Nach ihrem NRW-Debüt im letzten Jahr komplettieren sie sich nun als Trio (Akkordeon, Violine und Cello) auf der Bühne. Wer das große Glück hatte, dieses hinfortreißende Ensemble zu erleben, weiß um den verteufelt schönen Spagat, mit denen sie klassische Kompositionen des argentinischen Tango mit einer Selbstverständlichkeit aus Filmmelodien und Eigenkomositionen treffen und flirten lassen. Ein brisanter Zauber zwischen Straßenmusik und Konzertatmosphäre. Wie geschaffen für Schuhfabrik und Vagabundo.

Doch dabei soll es an diesem Abend nicht bleiben: Das Vagabundo hat Komplizen eingeladen, die dem Abend zudem ihre persönliche Note verleihen: DJ Christian vom El Tranvia in Enger wird um die konzertanten und tanzertanten Sets herum die Fläche akustisch verzaubern, während das Modelabel Maenas aus der Ruhrstadt mit Tango Couture für Sie und Ihn im Séparée aufwartet.

Kleine NRW-Premiere wird zudem die Erstvorstellung von Gerhard Schiewes Neukomposition „Tango Vagabundo“.

Ein komplizenhaft-schöner Abend für die Tango-Szene und alle die mitlauschen wollen! Wir freuen uns darauf.

Karten gibt es im VVK direkt über die Schuhfabrik für 13,-€; Restkarten an der Abendkasse für 15,-€

 

 

Tangoinpetto beflügelt Fernweh des Vagabundo

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Fotos: Annelena Witthus

 

(VK) Einmal im Jahr, mitten im Sommer, dann wenn die Welt die Koffer packt, lockt die Schuhfabrik Ahlen ein kleines Fleckchen Tangowelt zu sich ins Haus; den Heimathafen des Tango Vagabundo. Der Zufall, der ja oftmals die buntesten Blüten treibt, wehte am letzten Samstag nun Katharina Wibmer und Gerhard Schiewe als Tangoinpetto aus dem fernen Stuttgart auf die Bühne und hinterließ bleibende Eindrücke; bei Zuhörern, Tänzern zwischen Siegen und Bielefeld und ja, auch beim Veranstalter selbst.

Während vor der Saaltür die Ahlener Fußballhorden der Schuhfabrik sich im Schankraum in schwarz-gelber Glückseligkeit freudetrunken in den Armen lagen, Gladbach tanzte schließlich selbst mit 3 verlorenen Punkten ab, stieg im Saal die Vorfreude auf das erste Tangoinpetto-Konzert in NRW.

Die Wurzel dieser Liaison liegt in einem verregneten Kinoabend in Kappeln an der Schlei vor neun Jahren. So startete der Conférencier des Abends, Tangolehrer Jörn Kitzhöfer, seine Begrüßung an das Publikum. Damals blieb ihm, der im Film auftauchende Titel Qui a tué le Tango im Hinterkopf und eine im Internet entdeckte  Interpretation von Gerhard Schiewe ließ ihn im Frühling spontan Kontakt mit Schiewe und Wibmer aufnehmen, die zwischen Berlin und Stuttgart in mehreren Ensembles spielen. Gerade zu der Zeit, als die Schuhfabrik gemeinsam mit Kitzhöfer auf der Suche nach einer, diesmal vielleicht etwas unbekannteren Gruppe für den SommernachtsTango war. Ein kurzes Gespräch und man war sich nicht nur einig, sondern auch direkt sehr zugetan: einzige Bedingung…Qui a tué le Tango wird gespielt. Auch Tangolehrer haben schließlich noch Träume.

Nach einem abwechslungsreichen, konzertanten Teil, in dem jenseits der üblichen Tangosets auch Filmmusik das Bühnenkostüm des Tangos überstreifte, als ob es für sie geschneidert wäre, und die Erkenntnis beim Publikum wuchs, Lennon und Mc Cartney hätten ihr heimliches Tangoarrangement für Blackbird über Jahrzehnte in der Schublade versteckt, was von Schiewe auf der Bühne auch bekräftigt wurde, wandelte sich das Auditorium endlich zum Tanzsaal und das Kammerorchester zur Tangokapelle. Ein zweites tanzertantes Set, in einem ungewohnt, frechen Stil zwischen anspruchsvollen Interpretationen und dem unverschämten Flirten einer Straßenmusik, lockte die Tänzer mit dem Charme diebischer Komplizenhaftigkeit auf die Fläche. Zwischen Neuinterpretationen und Eigenkompositionen, die direkt vertraut klangen, wurde der Abschied von der Bühne dem Duo nicht leicht gemacht.

Der Abend wurde lang; sowohl für Publikum als auch für die Künstler, sowohl tänzerisch als auch ideenschmiederisch. Und um nicht so schnell auseinandergehen zu müssen, wurde kurzerhand ein sonntäglicher Spontangig im nahen Münster (Anmerkung: westfälische, liebenswerte Kleinstadtmetropole, vor den Toren von Ahlen gelegen) organisiert. Nach einer letzten, heimlichen Zugabe, stopften sich Vagabundo und Inpetto in den Renault, schliefen sich kurz aus und ein paar Stunden später beschallte und betanzte man schon wieder, regengeschützt den münsterischen Prinzipalmarkt. Vielleicht die längste Zugabe der Welt nach einem schönen Sommerabend.

Manchmal gibt es Momente als Tänzer, in denen hat man das Gefühl, auch nach Jahren, man tanzt seinen eigenen Soundtrack. Wir sagen mehr als Danke und wir sind uns sicher, das Wiedersehen kommt bald!